(Schul-)Alltag

12.09.2012 20:09

Jetzt hat sich, kann man sagen, bei uns endgültig der Alltag eingestellt.

Lea und Linda sind heute den 10. Tag in der Schule gewesen und es erstaunt uns Eltern (aber auch deren Lehrerinnen!) immer wieder, wie gut sie das bewältigen und wie gut sie in der Schule zurechtkommen.

Jeden Freitag haben sie einen spelling test, den sie bravourös meistern, und auch sonst schlagen sie sich tapfer, wenngleich sie natürlich bei weitem nicht alles verstehen was so gesprochen wird.

Eine lustige Begebenheit vom allerersten Schultag fällt mir dazu ein.

Beim Abendessen hat folgendes Gespräch stattgefunden:

Linda: Heute hat zu mir schon einer "excuse me" gesagt.

Gabi: Und was hat er dann gesagt?

Linda: Blablablablabla...

Ich: und was hast du dann gesagt?

Linda: Yes.

 

Außerdem hat vorigen Donnerstag auch bei mir das Studentenleben begonnen.

Die ersten beiden Tagen hatten wir zur Orientierung, die am Donnerstag mit einem Barbecue (ohne Bier!!!) und einem Céilí abgeschlossen wurde.

Letzteres ist ein irischer Tanzabend. Die Tanzenden waren wir Studenten selber, was, wie man sich vorstellen kann, eine lustige Angelegenheit war, nicht zuletzt deshalb, weil die Anweisungen auf Gälisch gegeben wurden. Dabei hatte ich auch die Ehre, meinen Mathematikprofessor kennenzulernen. Das macht sich immer gut, wenn man in der ersten Vorlesung sich zu Wort melden kann mit "erinnern sie sich an mich? - wir haben gestern zusammen getanzt". (Außerdem bin ich mir eh nicht sicher ob wir zusammen oder gegeneinander getanzt haben).

Ja, und am zweiten Orientierungs-Tag hatte ich dann tatsächlich schon einen Test, und zwar einen Assessment Test für English as a foreign language. Da bin ich mir dann draufgekommen, WIE fremd diese Sprache doch tatsächlich für mich ist!

Aber ansonsten kann ich mich recht gut verständigen.

 

So, was war noch so los?

Am Sonntag fand in Irland DAS Sportereignis des Jahres statt, nämlich das Hurling-Finale zwischen Kilkenny und Galway in Dublin.

Hurling ist, wer's nicht kennt, nun ja, das kann ich nicht jetzt nicht erklären, in Irland einfach eine äußerst populäre Sportart (ich glaube sonst wird sie eh nirgends gespielt) und wirklich extrem kurzweilig anzusehen.

Und dieses Spiel wird nicht zuletzt deswegen in die Geschichte eingehen, weil es zum ersten mal seit 1959 (!!!) keinen Sieger gab! Das heißt, es wird am 30. September zum Replay kommen.

Ich war vor dem Fernseher dabei!

Die Kinder haben dann der zweiten Halbzeit ein Gesellschaftsspiel mit Gabi vorgezogen, aber ich war wirklich bis zum Schluss gefesselt.

 

So, noch was:

In Irland ist es ja sehr üblich, Nachrufe recht üppig zu publizieren. Nicht nur Nachrufe, sondern auch Jahrestage von Todesfällen.

So findet man in den Zeitungen seitenweise Nachrufe und solche Jahrestage - wo die Leute vor teilweise mehr als 20 Jahren gestorben sind!

Meist, eigentlich fast immer, sind Gedichte mit was weiß ich wie viel Strophen beigefügt, die wirklich sehr rührend sind.

Und über diese für mich doch eher befremdende Sitte hab ich mit einer Irin gesprochen. 

Und die hat mir gesagt, dass der Tod hier halt recht populär ist. Und dass zu den Begräbnissen auch immer sehr viele Leute kommen.

Daraufhin wollte ich wissen wie viele denn. Dann meinte sie, das hängt davon ab, wie bekannt der war und von noch ein paar Dingen.

Wie bei uns halt!

Aber dann meinte sie noch: Letzten Endes hängt es eigentlich nur davon ab ob es regnet oder nicht!

Also das werde ich in mein Büchlein irischer Weisheiten aufnehmen.

Ah ja, abschließend zu dem Thema: Über Todesfälle, Begräbnisse u.dgl. gibt es auch eine eigene Homepage. Und die heißt - wie sollte es anders sein - www.rip.ie

 

Einen hab ich noch!

Zur Zeit findet in in Lisdoonvarna gerade das Matchmaking Festival statt (https://www.matchmakerireland.com/). Das ist ein Partnervermittlungsevent, der den ganzen September dauert!

Und zu diesem Festival kommen heiratswillige Frauen und Männer aus der ganzen Welt.

Und dazu hab ich auch eine amüsante Geschichte aus einem Buch, das aber einen Tatsachenbericht darstellt:

Und zwar hat der Autor den Leiter dieses Festivals scherzhalber gefragt, ob die Anzahl der ausgefallenen Zähne ein Qualitätsmerkmal irischer Männer sei.

Darauf meint der, einmal hat er eine Amerikanerin mit einem Iren verkuppelt, der nur einen Zahn hatte. Und sie war so glücklich darüber. "Zumindest ist es sein eigener", soll sie gesagt haben.

(Quelle: Tony Hawks: Round ireland with a fridge)

 

So, jetzt hör ich auf, weil ich mir mit Gabi einen ausgeliehenen Film anschaue - und zwar "Born in Absurdistan", u.a. mit Karl Markovics und Julia Stemberger. Mögliche Sprachen: German and Turkish. Eine schwierige Entscheidung!